Schleier über der Seele
Versteinert die Gesichtszüge, Blei in Armen und Beinen und im Kopf eine Kugel aus Eisen, die unablässig wie in einer Schüssel kreist - je länger der Mensch so verharrt, desto stärker erfüllt das monotone Mahlen seinen ganzen Körper.
Stuporös starrt er immer öfter ins Leere. Von seinem einstigen Unternehmungsgeist ist nichts mehr geblieben. Es kostet ihn Überwindung, den Telefonhörer abzunehmen oder auch nur seiner Tätigkeit nach zu gehen.
Doch er hat Glück im Unglück. Eine konsultierte Therapeutin konnte ihm wenigstens sagen, woran er erkrankt war. Der Schleier über der Seele, die aufsteigenden Giftdämpfe, die seinen Geist einhüllten und die Energie erstickten, haben einen medizinischen Namen: Depression.
An der lähmenden Schwermut, der »qualvollsten aller Krankheiten«, leiden immer mehr Menschen. Die dunklen Wolken senken sich immer wieder über das Leben; die Gefühle verpuppen sich wie in einem Kokon aus Stein, das Denken wird zähflüssig, bis auch alle äußeren Bewegungen erstarren.
Unklar ist auch der Ablauf des Leidens. Geraten bei Depressiven zuerst Stoffwechselprozesse im Gehirn aus dem Lot, und wird so das Krankheitsbild ausgelöst? Oder sind die biochemischen Reaktionen in der Schaltzentrale nur die Folge übermäßigen Drucks von außen?
Ist die »Schwarzgalligkeit«, deren Symptome bereits Ärztevater Hippokrates vor knapp zweieinhalbtausend Jahren beschrieben hat, somit nur eine Art Notwehr der Seele, eine »in vielen Fällen verständliche und normale Reaktion auf äußerst belastende Lebensereignisse«, ein »Zwang zum Innehalten« (Psychologie heute) - und damit der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung?
Mit der Zuordnung der verschiedenartigen Depressionsformen zu einzelnen biochemischen Substanzen sind die Forscher seither vorsichtiger geworden. Angesichts der Komplexität der Stoffwechselprozesse im Gehirn, erkannten sie, lassen sich Gemütsleiden eher dem vielfältigen Zusammenspiel unterschiedlicher Botenstoffsysteme zuschreiben.
Vor allem die Opfer der Krankheit sind dadurch um eine Hoffnung ärmer geworden: Die biochemischen Grundlagen ihrer Gefühlswelt sind zu kompliziert, als daß bereits die Behebung eines einzelnen Defekts das gestörte Gleichgewicht wiederherstellen könnte - die Erforschung der biochemischen Wurzeln der Depression steht damit wieder so gut wie am Anfang.
Die erste Massnahme der Betroffenen liegt in den Alltagsstrukturen, sowie auch in der Ernährung um die verschiedenen lebensnotwendigen Botenstoffe aufnehmen zu können. Fehlt es an Beiden, greift die Krankheit tiefer in den Sumpf des Schwermut.
Es gibt genauso viel Gutes, für Glücklich und Gesund zu sein.
Die Ernährung, Mikronährstoffe und Makronährstoffe in richtigen Verhältnis stehen an erster Stelle des Heilungsprozess. Eine normale Ernährung wird ungenügend sein, es braucht dazu Zellnahrung der Neuzeit. Heilmittel die sanft die Genesung bringen. Strukturen im Alltag, helfen den Prozess ins Leben zurück zu fördern. Die Betroffenen brauchen professionelle psychologische Begleitung. Erdung und Verbundenheit zu sich selbst und Vertrauen in das Höhere Selbst. Dies ist ein jahrelanger, in manchen Fällen ein lebenslanger Prozess. Viele die an Deperession erkrankt sind, kommen kaum noch aus dieser »Schwarzgalligkeit« raus.
Möge Heilung geschehen.
Katrin Hosner